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Die digital zitierte und imitierte Aquarelltechnik spielt mit dem gesellschaftlich und moralisch hoch bewerteten Begriff derAugenzeugenschaft - mit dem Anschein wahrhaftig protokollierten Geschehens. Das Aquarell entsteht in der Regel vor unmittelbarer Wirklichkeit – es ist echt, unmanipuliert, authentisch.Die digitalen „Aquarelle der Serie „Aquaworld“ düpieren diese Vorstellung. Es handelt sich hier um digitale Montagen und Prints auf der Basis öffentlicher fotografischer Bilder.
Die Auswahl fällt auf Motive unglücklicher Ereignisse ("Desasters") und auf Portraits prominenter virtueller Persönlichkeiten aus Fim, Science-Fiction und Computerspielen ("Portraits"); Szenarien, die nicht im Einklang mit dem erwarteten Kontext der Aquarelltechnik stehen und daher „unwahrscheinlich“ wirken. In dieser Unwahrscheinlichkeit liegen Stimulanz, Sehgenuss und Aussage der falschen Aquarelle, die den Betrachter auffordern, seinen Augen nicht zu trauen.
„Die Bewußtseinsindustrie stellt den größten Teil der dem Menschen zugänglichen fotografischen Abbilder zur Verfügung. ( ) Hier muß die Frage geklärt werden, wie das Foto wahrgenommen und erkannt wird und was die Wahrnehmung von Fotos prinzipiell von der Wahrnehmung der Wirklichkeit unterscheidet und welche Einflüsse diese Wahrnehmung auf das Bewußtsein hat. ( )Es ist anzunehmen, daß die Konsequenzen, die wir möglicherweise aus der Wahrnehmung der dinghaften Wirklichkeit ziehen, abhängig sind von der Tatsache, daß die Wahrnehmung der unvermittelten Wirklichkeit die Ausnahme ist. Unsere Apperzeptionsinstrumente sind mit geprägt von der Wahrnehmung der Medien, durch die uns im allgemeinen Wirklichkeit vermittelt wird.“ Hans Brög
The digitally technique of imitated watercolour plays on the socially and morally highly valued concept of eye witnessing – the appearance of truly recorded events. The watercolor usually arises from immediate reality – it is real, unmanipulated, authentic.
The digital watercolours of the Aquaworld series dupe this idea. They are digital montages and prints based on public photographic images.
The selection consists of motifs of unfortunate events (Desasters) and portraits of prominent virtual personalities from film, science fiction and computer games (Portraits); scenarios that are not in accordance with the expected context of watercolour technique and therefore seem „improbable“. This improbability stimulates visual pleasure and the statement of false watercolours, challenging the viewer not to believe his eyes.
„The consciousness industry provides most of the photographic images available to man. […] Here, the question must be clarified how the photo is perceived and recognized, what distinguishes the perception of photos in principle from reality, and what influence this perception has on consciousness. […] It can be assumed that the consequences we might draw from our perceiving of the material reality depend on the fact that the perception of the unmediated reality is the exception. Our instruments of apperception are partly shaped by perceiving the media which generally conveyes the reality to us.“
Hans Brög