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Margret Eicher (geb. 1955 in Viersen) verbindet in ihren großformatigen Tapisserien die barocke Form der Bildteppiche mit bekannten Motiven aktueller Medienbilder unserer Informationsgesellschaft. Ihre sogenannten Medientapisserien befinden sich damit an der Schnittstelle zwischen dem im traditionellen Sinne materiellen Kunstwerk und dem elektronischen Rauschen des Digitalen. Zwei Welten, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen wollen und sich in Eichers Werk doch so harmonisch verbinden, dass man unwillkürlich in einen »Sog hybrider Verführung gerät« – wie es Harald Kunde, Direktor Museum Kurhaus Kleve, 2012 treffend formulierte.

Margret Eicher setzt die Tapisserie in ihre ursprüngliche Funktion als Kommunikationsmittel zurück. Fasziniert von den trivialen zeitgenössischen Bildklischees der Illustrierten und des Internets verbindet die Künstlerin die grelle Schönheit der High-End-Oberflächen, die dieses Zeitgeschehen und Menschenbild spiegeln, mit der Funktion und Wirkung der historischen Tapisserie des 17. Jahrhunderts. Als Symbole für Aristokratie, Reichtum, Macht und Bildung bedienten historische Wandteppiche vorrangig politische Zwecke. Vergleicht man dies mit den zeitgenössischen Massenmedien, welche Eicher in Bezug zu dieser höfischen Repräsentation und Legitimation setzt, ergeben sich verblüffende Parallelen, wodurch die Künstlerin die Wirkungsmacht der Bildkommunikation in der heutigen Zeit hinterfragt.

Die von Eicher verwendeten Bildvorlagen werden digitalisiert und in aufwändiger Bearbeitung am Computer miteinander zu neuen Bildinhalten verschmolzen. ( ... )
Das zentrale Bildgeschehen wird in Eichers Arbeiten stets von ebenfalls digitalisierten Bordüren umrahmt, die sich gemäß ihrer historisch-traditionellen Funktion auf Symbole und Zeichen der gegenwärtigen Gesellschaft beziehen. Bei Eicher setzen sie sich aus wissenschaftlichen Schaubildern, Börsen- oder Wirtschaftsdiagrammen, Auszügen aus Comics und Computerspielen oder – wie bei DAS URTEIL DES PARIS(2012) – einem Menübalken zusammen, welcher den Betrachter*innen die Möglichkeit suggeriert, die dargestellte Wirklichkeit mit nur einem Klick verlassen zu können.( ... )
Die Ausstellung MARGRET EICHER. LOB DER MALKUNST erstreckt sich über den ersten Stock der historischen Künstlervilla Franz von Stucks. Beginnend in dessen ehemaligen Künstleratelier und späteren Repräsentations- und Verkaufsraum – wo sie vor den zur Originalausstattung des Raumes gehörenden Brüsseler Tapisserien installiert sind – rücken Eichers Arbeiten durch die Wiederentdeckung des Mythos als eine gesellschaftliche Kommunikationsform die ehemaligen Wohnräume des Künstlerfürsten in ein neues Licht.

Margret Eicher (born 1955 in Viersen) combines in her large-format tapestries the baroque form of tapestries with familiar motifs of current media images of our information society. Thus her so-called media tapestries are located at the interface between the traditionally material work of art and the electronic noise of the digital. Two worlds that, at first glance, do not want to fit together, but nevertheless merge so harmoniously in Eicherʼs work and draw the viewer into a „maelstrom of hybrid seduction“ – as Harald Kunde, director of the Museum Kurhaus in Kleve, aptly formulated.

Margret Eicher returns the tapestry to its original function as a means of communication. Fascinated by the trivial contemporary pictorial clichés of magazines and the Internet, the artist combines the garish beauty of the high-end surfaces that reflect this current affairs and image of man with the function and effect of the historical tapestry of the 17th century. As symbols of aristocracy, wealth, power and education, historical tapestries served primarily political purposes. Compared this with the contemporary mass media, which Eicher relates to this courtly representation and legitimation, astonishing parallels emerge, through which the artist questions the power of visual communication of todayʼs time.

The image selected by Eicher are digitalized and fused in a complexe computer processing into new image contents […].
The central pictorial event in Eicherʼs works is always framed by digitalized borders according to their historical-traditional function, refer to symbols and signs of contemporary society. They are composed of scientific charts, stock exchange or economic diagrams, excerpts from comics and computer games or – as in Parisʼ Judgement (2012) – a menu bar which suggests to the viewer the possibility of being able to leave the depicted reality with just one click […].
The exhibition Margret Eicher. Lob der Malkunst extends over the first floor of the historic Franz von Stuckʼs villa. Starting in his former artistʼs studio and the later representation and sales room – where Eicherʼs works are installed in front of the Brussels tapestries belonging to the original furnishings of the room. They cast a new light on the former living quarters of this artist prince by rediscovering the myth as a form of social communication.